Praxis – Weg ins Leben

Krise, Trauma und Traumatherapie

Information und sanfte Begleitung aus Krisen heraus und bei traumatischen Erfahrungen

Aus dem Gleichgewicht – In der Krise

Immer wieder mal widerfahren uns im Leben Dinge, die uns aus der Bahn werfen und die mitunter größere Auswirkungen auf unsere Lebensumstände haben. WAS in uns eine Krise auslöste und WIE wir diese bewältigen, ist sehr unterschiedlich und individuell. Mögliche Ursachen einer Lebenskrise reichen von Naturkatastrophen, politischen Konflikten, Wirtschaftskrisen und deren Folgen, Krieg und Flucht, bis hin zu persönlichen Themen wie Scheitern, Verlusten (privat oder beruflich), Übergänge von einer in eine neue Lebensphase (Pubertät, Erwachsen werden, Elternschaft, Wechseljahre, Pensionierung). Die Grenze zwischen Krise und einem traumatischen Erleben kann fließend sein. Die körperlichen Reaktionen, und Emotionen ähneln sich zunächst. So erleben Betroffene oft ein hohes Maß an Überforderung, Stress, Angst und Panik und das aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Waage aus dem Gleichgewicht Krise und Trauma-©PARE

Psychologisch gesehen haben wir das Gefühl, die Kontrolle über die inneren Vorgänge oder eine äußere Situation verloren zu haben – Stress entsteht. Die Stress­reaktion beginnt oft unbemerkt viel früher und läuft im Hintergrund ab. Jedoch mit zunehmender Dauer werden die Symptome deutlicher und unser System befindet sich mitten in der Krise.

Das ist erst einmal normal – eine Krise ist kein Dauer­zustand und an sich gut zu bewältigen. Was aber, wenn wir aus der Krise nicht mehr herauskommen?

Zu erkennen, dass man sich in einer Lebenskrise befindet, hilft ungemein und wird als ersten Schritt aus der Krise bezeichnet. Das Bedürfnis, die Kontrolle über sich und sein Leben zurückzugewinnen, steht meist an oberster Stelle. Auch wollen wir verstehen, was passiert ist und wieso uns etwas aus der Bahn geworfen hat. Die Suche nach dem Sinn kann bei der Krisenintervention ebenso hilfreich sein.

Der Prozess aus einer Krise ist, sowohl von der Dauer, als auch von der Art der Bewältigungs­strategien abhängig. Die Krisenintervention soll Hilfe zur Selbsthilfe bieten und orientiert sich in ihren Zielen an der individuellen Lebenssituation und den Bedürfnissen der Betroffenen. Ob jemand einen Kontroll­verlust als Krise empfinde, oder wie schnell sich jemand von einer Krise erholt, hängt von mehreren Dingen ab:

  • Wie ist meine grundsätzliche Einstellung zum Leben?
  • Welche Prägungen und Erfahrungen habe ich?
  • Stehen mir Informationen zur Verfügung (Zugang zu Wissen)?
  • Kann ich Hilfe von der Familie, Freund*innen, Beratungsstellen oder Therapeut*innen annehmen?
  • Ist mir bewusst, dass eine Krise vorübergeht?
  • Kann ich vielleicht aus der Krise etwas Positives ziehen, sodass ich die Krise als Chance nutzen kann?

Die Grenze zwischen Lebenskrise und Trauma ist selbst oft schwer auszumachen. Und auch – wie oben beschrieben – können Ereignisse, die eine Person in eine Krise stützt, von einer anderen Person als traumatisch erlebt werden.

Vielleicht könnte man sehr vereinfacht sagen: Durch Krisen gehen wir hindurch — bei einem Trauma stecken wir in der Krisenreaktion fest. Die therapeutischen Methoden zur Begleitung durch eine Krise und zur Aufarbeitung eines Traumas überschneiden sich im Ansatz mit NARM® und Somatic Experiencing® .

Was ist ein seelisches Trauma?

Ein Trauma eingegrenzen

Der Begriff psychosoziales „Trauma“ wird in der heutigen Zeit für eine Vielzahl von schwierigen und teils schrecklichen Erlebnissen, Eingriffen und Ereignissen benutzt, sodass es nicht einfach ist, sich in dem „Dschungel an Definitionen“ zurechtzufinden. Ich möchte hier auf 4 verschiedene Trauma-Begriffe eingehen und auflisten, auf welchen Grundannahmen ich trauma­therapeutisch arbeite:

Frau mit Trauma Symptomen-©PARE
  • Ein psychisches Trauma wird als ein belastendes Ereignis oder eine Situation mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophen­artigem Ausmaß beschrieben, bei dem fast jede(r) eine tiefe Verzweiflung empfindet.
  • Ergänzend zum oberen Punkt: auch WAS ein Mensch als traumatisch erlebt, ist von der subjektiven Wahrnehmung und den zur Verfügung stehenden Ressourcen (Bewältigungs­strategien und -mittel) abhängig.
  • Ein Trauma ist nicht das Ereignis an sich, sondern sowohl die von außen wahr­nehmbaren – als auch die zurück­gehaltenen und unaus­gesprochenen Reaktionen (Trauma-Muster), die es bei einer Person auslöst.
  • Ein Trauma entsteht auch, wenn wir – wie oben beschrieben – in einer Krise stecken bleiben und diese nicht verarbeiten können. Denn die Ursache, warum wir etwas nicht verarbeiten können, liegt oft an unseren Prägungen und den erlernten Bewältigungs­strategien.
  • Trauma-Reaktionen können sich in einer großen Vielfalt an Symptomatik zeigen und werden von Menschen zu Mensch unterschiedlich belastend empfunden.
  • Weiter ist das Ausmaß an individuellem Erleben in eine leichte, mittelgradige oder schwere Traumatisierung eingeteilt.
  • Kinder empfinden andere Ereignisse und kürzere Situationen als traumatisch als Erwachsene!
  • Bei seelischen Traumata wird zudem zwischen Bindungs­trauma, Entwicklungs­trauma und Schock­trauma unterschieden.
  • Zusätzlich können auch generations­übergreifende Traumati­sierungen deutliche Auswirkungen auf die nachfolgende Generation haben. Ist das der Fall, sprechen wir von einer Trans­generatio­nalen Traumatisierung.

Grundsätzliches zum Trauma

Allgemein ist zu sagen, dass sich wiederholende und von Menschen verursachte Traumata in ihren Auswirkungen auf die Betroffenen eine extreme Belastung darstellen. Erfahrungen, die am häufigsten zu einer schweren Trauma­tisierung führen, sind: Vergewaltigung; körperliche, seelische und/oder sexuelle Gewalt in der Kindheit; Kriege; Heimatverlust und Flucht; Natur­katastrophen. Aber auch Unfälle und Operationen können ein Trauma auslösen.

Bindungstrauma

Hier möchte ich mich nicht ausschließlich auf die kindliche Bindungs­störung nach den (ICD-10 / ICD-11) Richtlinien berufen, sondern das Bindungs­trauma nach dem NARM®-Ansatz beschreiben.

Die ersten pränatale Bindungs­erfahrungen sammeln wir bereits im Mutterleib. Alle Erlebnisse und Empfindungen, Gefühle und Emotionen der Mutter, erleben auch wir als ungeborenes Kind eins zu eins mit.

Laurence Heller beschreibt im NARM®-Ansatz 5 Kernbedürfnisse, die ein Kind möglichst in ausreichender Menge von seinen Bindungs­personen erfüllt bekommen muss. Ist das nicht der Fall, entstehen erste früh­kindliche Bildungs­traumata. Als von den Bindungs­personen abhängiges Wesen, muss sich das Kind anpassen, das Verhalten ändern und die eigenen Bedürfnisse wegdrücken. Die Kern­bedürfnisse sind: Bedürfnis nach ...

  • Einstimmungsfähigkeit der Bindungspersonen auf das Kind
  • Kontakt zu den Bindungspersonen
  • Autonomie (wohlwollende Begleitung der Bindungs­personen beim Entdecken, Entwickeln und Los­lösungs­prozess)
  • Vertrauen der Bindungspersonen
  • Liebe und Sexualität (nicht zu verwechseln mit der erwachsenen Sexualität, die sich aus der frühkindlichen Sexualität erst entwickelt).

Später im Leben, wenn weitere Bindungen eingegangen werden, kommt es zu erneuten Verletzungen, die an die ersten Bindungs­erfahrungen anknüpfen.

Der traumatisierende Prozess verläuft meist über einen längeren Zeitraum, kann aber auch durch ein einmaliges, einschnei­dendes Erleben ausgelöst werden.

Entwicklungstrauma

  • Ein Entwicklungstrauma baut sich auf anderen traumatischen Erfahrungen (Bindungstraumata, Schocktraumata, medizinische Traumata, ...) auf.
  • Erleben wir frühkindliche Bildungstraumata, entwickeln wir Strategien, die unser Überleben sichern und übernehmen meist unbewusst diese kindlichen Muster und Glaubenssätze mit in das erwachsene Alter. Diese frühkindlichen Erfahrungen haben unmittelbar Einfluss auf unsere Entwicklung und ziehen sich größtenteils – wie ein roter Faden – durch unser Leben.
  • Der trauma­tisierende Prozess verläuft über einen längeren Zeitraum.

Schocktrauma

  • Bei einem Schocktrauma passiert etwas plötzlich, meist unerwartet und ist für das Nervensystem zu viel, um es gut zu verarbeiten und gesund zu integrieren.
  • Der traumatisierende Prozess kann durch ein einmaliges oder durch wiederholte belastende Ereignisse oder Situationen mit außer­gewöhn­licher Bedrohung oder katas­trophen­artigem Ausmaß ausgelöst werden.
  • Die Entstehung einer posttrauma­tischen Belastungs­störung (PTBS) wird unter Schock­trauma eingeordnet und kann sich zusätzlich in ein Entwicklungs­trauma auswachsen.

Transgenerationale Traumatisierung

  • Es handelt sich hierbei um eine direkt oder indirekt trans­generationale Weiter­gabe eines oder mehrerer Traumata an die nach­folgenden Generationen.
  • Die „Vererbung“ eines Traumas von einem Elternteil an das eigene Kind wird als „sekundäre Traumatisierung“ bezeichnet. Über die zweite Generation „vererbte“ Trauma­weitergabe an die Enkel-Generation und die dieser nachfolgenden Generationen, wird als trans­generationale Trauma­weitergabe bezeichnet.
  • Die Auswirkungen können sich beispielsweise auf in der Kontakt- oder Bindungs­fähigkeit, dem Erleben an sich, der innere Einstellungen / Haltungen, ... zeigen.
  • Weitere Informationen sind in folgendem Artikel beschrieben.

Für weitere Informationen zum therapeutischen Ansatz nach NARM® und Somatic Experiencing® können sie finden, wenn Sie auf den jeweiligen Link klicken.

Wie fühlt sich ein Trauma an?

Nicht jedes Trauma fühlt sich gleich an.
Ein Trauma ist mit dem Gefühlen wie: Hilflosigkeit, Ohnmacht, Kontrollverlust und einem Gefühl des Ausgeliefertseins, verbunden. Hinzu kommt der enorme seelische und / oder körperliche Schmerz. Unser Verstand versucht Erinnerung an das trauma­tische Ereignis abzuspalten und verhindert somit teilweise oder ganz den Zugang zu den Gefühlen und körperlichen Empfindungen.

Was ursprünglich eine sinnvolle Schutzfunktion unseres Systems war, blockiert uns jedoch in der Verarbeitung eines Traumas und damit auch im Heilungsprozess.

Eine schwere traumatische Erfahrung kann die Sicht auf das Leben und die Welt verändern. Betroffene beschreiben es oft so:

  • Ich fühle mich verletzt und bin so verletzbar.
  • Ich nehme die Welt als feindlich und unkontrollierbar wahr
  • Ich fühle mich kaputt, beschmutzt und wertlos

Wenn Sie diese oder ähnliche Gefühle und Gedanken haben, können Sie über die sanften Methoden einer Traumatherapie Linderung erfahren. Ich unterstütze Sie gerne in Ihrem Heilungsprozess.

Krisen­unter­stützung und Trauma­therapie

Oft fällt es uns schwer, uns mit unseren heiklen Themen jemandem anzu­vertrauen, da wir zum einen einige Glaubens­sätze tief in uns verankert haben, die uns bspw. von dem Annehmen einer Hilfe abhält. Zum andern kann sich eine Krise und vor allem eine trauma­tische Erfahrung auch sehr beschämend anfühlen, wenn wir seelische Verletzungen erlebt haben.

Sich zu informieren, schafft Orientierung. Und das ist ein wichtiger Punkt in der Traumatherapie. Gerne können wir in einem Kennen­lern­gespräch Ihre Fragen klären.

Sie bekommen einen Eindruck, ob Sie mit mir gemeinsam die körper­orientierte Trauma­therapie mit NARM® Ansatz und dem Ansatz über Somatic Experiencing® gehen wollen. Ich begleite Sie gerne.

+49 1575 8300 480 praxis@weginsleben.de

Wie verarbeitet unser Gehirn (traumatische) Erfahrungen?

Ein normales Erlebnis wird im Gedächtnis so abgelegt, dass man es selbst zeitlich einordnen und als zu sich selbst zugehörig erleben kann. Wenn wir später über dieses Erlebnis berichten, können wir dazugehörige Gefühle und Gedanken aktivieren („Dort und damals ist mir das und das widerfahren … ich fühlte mich … und dachte Folgendes ...“).

Anders bei einem traumatischen Ereignis. Der Faktor „Stress“ kommt hinzu und verändert somit den Prozess. Ist der Stress überwältigend, schaltet unser System auf Notfall, Alarm und Überlebenskampf, wie im Angst Beitrag beschrieben (4 Fs siehe Angst Beitrag). Der Speicherungsprozess kann nicht wie oben beschrieben stattfinden, vielmehr wird das Erlebnis in Erinnerungssbruchstücken und in unterschiedlichen Hirnregionen „verstaut“ (fragmentiertes Abspeichern). Die Erinnerung ist damit zeitlich nicht in die Biografie eingebunden. Häufig existieren auch Blockade zum Sprach- und/oder Gefühlszentrum, sodass Dinge und Erlebnisse nicht benannt werden können.

Kleinste Reize (z. B. Gerüche, Stimmen, Geräusche, …) – sogenannte Trigger – können die Betroffenen „aus dem Nichts überfallen“ und in die erlebte Situation zurückwerfen. Wie in einem Film erleben sie wieder und wieder Szenen aus der damaligen Situation (Flashbacks), so als wären sie wieder in dem traumatischen Erlebnis.

Wenn Sie dazu Fragen haben, sprechen Sie mich an.

Zeichnung eines Gehirns - ©PARE

Psychotherapie: Diese Unterstützung kann ich Ihnen anbieten

Für die Betroffenen gibt es heutzutage zum Glück mehrere Möglichkeiten, sich therapeutisch begleiten zu lassen. Und so fließen auch in meine psychotherapeutische Arbeit unterschiedliche Element der herkömmlichen Psychotherapie-Schulen und Anteile aus neueren Strömungen. Die Kombination von Elementen der unterschiedlichen Schulen kann ich als Heilpraktikerin für Psychotherapie frei wählen und bin nicht auf eine Richtung festgelegt. Das kommt Ihnen zugute.

Angelehnt an die Therapieverfahren des Neuroaffektiven Beziehungsmodells (NARM®) und an die Therapieform Somatic Experiencing® (SE®) kann ich sowohl den Betroffenen bei einer Angststörung als auch Klient*innen, die traumatische Erfahrungen die passende körpertherapeutische Methode anbieten.

Bitte informieren Sie sich auch über Alternativen, damit Sie für sich entscheiden können, mit welcher Methode Sie sich am besten unterstützt und begleitet fühlen.

Lesen Sie weiter, was mich an der körperorientierten Psychotherapie begeistert .